Ginseng oder Kraftwurz ist eine seit über 1000 Jahren in der Medizin eingesetzte Pflanzenart. Ihr lateinischer Name, Panax ginseng, rührt auch vom griechischen Wort „Panazee“ her, also ein Allheilmittel. Ob es tatsächlich so ist, würde ich nicht zu behaupten wagen, aber es wurde für verschiedene Gebrechen

eingesetzt, u.A. zur Steigerung der Hirnaktivität und der Immunsystemstärkung, außerdem soll es das Altern verzögern und das Tumorwachstum hemmen. Bisher fokussierte sich die Forschung hauptsächlich auf die Wurzel, die in der traditionellen Medizin Anwendung findet. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel (hier) nahm jedoch entgegen dem Trend die Früchte unter die Lupe.
Vier verschiedene Sorten (Yunpoong, Gumpoong, Chunpoong, Cheongsun) wurden auf ihre Inhaltsstoffe hin untersucht, um sowohl wirkungsvolle Enzyme als auch Metaboliten zu identifizieren. Für den ganzheitlichen Ansatz wurden sowohl Früchte als auch Blätter und Wurzeln der Pflanzen untersucht. Interessanterweise zeigte sich, dass die Früchte eine 2- bis 4-fach höhere Antioxidantienaktivität als Wurzeln aufwiesen. Im Allgemeinen sind Antioxidantien Moleküle, die die DNA und Zellmembranen vor der schädlichen Wirkung des Sauerstoffs schützen und damit dem Zelltod oder Krebs vorbeugen helfen. In Ginseng erfüllen diese Aufgabe hauptsächlich die Ginsenoside.
Übereinstimmend mit den metabolischen Daten fanden sich auch viele Enzyme aus der Klasse der Hydrolasen und Oxidoreduktasen, also ebenfalls Sauerstoff umwandelnde Katalysatoren. Außerdem wurden dank dieser Arbeit auch solche phenolischen Verbindungen wie p-Hydroxybenzoesäure und Vanillinsäure in der Frucht nachgewiesen, die Erste ist wirkungsvoll gegen Befall von Pilzen und Bakterien, während die Letztere gegen Würmer wirken soll. Generell wirken phenolische Verbindungen als Antioxidantien und Schutzmittel gegen Infektionen. Außerdem enthielten die Früchte viele Antioxidantien in den Zellmembranen, so wie Vitamin E (Tocotrienole, Tocopherole) und Amyrine.
Damit ist es eher verwunderlich, warum in der langen Geschichte des Ginsengs niemand auf die Idee kam, die Früchte anstatt der Wurzel auszuprobieren. Möglicherweise verbindet sich hier doch der Aberglaube mit der Medizin, da die Wurzel entfernt an kleine Männchen erinnert und damit durch ihr Aussehen ihre Verwendung andeutet, während die runden Früchte, ob gelb oder rot, weitaus weniger spektakulär wirken. Vielleicht ist die Antwort aber auch viel einfacher Den Geschmack der Früchte haben die Autoren jedenfalls mit keinem Wort erwähnt.
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Ginseng von Whitney Waller @ Flickr





