Des Vogels bunte Kleider

In der dichten Efeuwand ergeht sich gerade ein Sperlingsschwarm im Streit darüber, welcher Vogel wo schlafen darf. Die Wand vibriert vor dutzenden aufgeregt tschilpenden Piepmätzen, doch hinter der dunkelgrünen Decke lässt sich kein einziger erblicken. Sie sind so gut getarnt, dass man an zwitschernden Efeu glauben könnte. Auch wenn Spatzen meine Lieblingsvögel sind, schätze ich doch die leuchtende Brust des neugierigen Rotkehlchens, den sich im Schnee aufplusternden Gimpel, das satte Grün des Bienenfressers und das magische Türkis der Blauracke. Im Bestimmungsbuch sind sie alle schön aufgemalt, Männchen, Weibchen, jede Art in der ihr eigenen Farbe, wo die An- oder Abwesenheit einer dunklen Kappe über die Paarungsbereitschaft des Weibchens entscheidet. So sind der hutlose Haussperling und der Feldsperling mit brauner Kappe zwar unter Ermangelung besserer Partner kreuzbar, suchen sich für die Fortpflanzung dennoch mit Vorliebe Partner der eigenen Art.

Im Zoogeschäft wird diese Regel durchbrochen, und so sieht man Wellensittiche aller möglichen Farbausprägungen im selben Käfig und gelbe neben roten Kanarienvögeln sitzen. Züchtung, würde man meinen. Doch woher kommt eigentlich ihre Farbe?

Zwei Forschergruppen haben die genetische Ursache dieses Phänomens unabhängig voneinander aufgeklärt und letzte Woche die Antwort auf diese Frage veröffentlicht (1, 2). Des Vogels bunte Kleider weiterlesen

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